Vortrag Michael Hirsch: Mythos des Immergleichen oder Erneuerung des Fortschrittsbegriffs?

Die gegenwärtige Gesellschaft hat zunehmend dystopische Züge. Der Begriff des Fortschritts scheint verschwunden aus unserem Bewusstsein. Bis in die Semantik staatlicher Krisenpolitik hinein erscheint die gesellschaft­liche Entwicklung als alternativlos – wie eine absolute Gegenwart, welche für die Zukunft nur die Fortsetzung des Immergleichen oder Selbstzerstörung denken kann. Dem entsprechen die Techniken einer Regierung mit der Furcht: eine Rückbildung der Gesellschaft in entzivilisierte soziale Formen (Postdemokratie, Prekarität, Verwilderung der Arbeit, Sozialdarwinismus). Das ist Ausdruck eines vorläufig gescheiterten Emanzipations­projekts: das Projekt des Neoliberalismus als Stillstellung gesellschaftspolitischer Weichenstellungen. Progressive Intellektuelle und Aktivisten sind mit einer scheinbar unentrinnbaren Vereinnahmung emanzipatorischer Bewegungen durch den neoliberalen Kapitalismus und seinen Staat konfrontiert. Die gesellschaftliche Entwicklung erscheint uns wie ein Bann. Wie Adorno aber sagt: Er ist nur ein Bann.

Vortrag mit Michael Hirsch
Mittwoch, 29.04.2015, 20 Uhr
Veranstaltungsort: Institut für Zukunft, An den Tierklinken 38-40, 04103 Leipzig
Veranstalter: Engagierte Wissenschaft e.V. in Kooperation mit dem Kulturraum e.V.